Zu Beginn des neuen Jahres wurde die Stadt Kassel zum Treffpunkt der Schaustellerinnen und Schausteller. Vom 13. bis 16. Januar 2023 lud der Deutsche Schaustellerbund und der Schaustellerverband Kassel-Göttingen unter dem Motto „Ab in die Mitte“ zum 72. Delegiertentag ein.
Am Samstag besuchte der Europaabgeordnete Engin Eroglu die große Kundgebung der Schausteller im Kongress-Palais am Holger-Börner-Platz. Neben dem Vorsitzenden der CDU-Bundestagsfraktion Friedrich Merz und dem SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert waren Edgar Franke, Staatssekretär in Karl Lauterbachs Gesundheitsministerium sowie zahlreiche Vertreter des Hessischen Landtags vor Ort.
Der Delegiertentag wird nicht umsonst das „Schaustellerparlament“ genannt. Einmal im Jahr versammeln sich die Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Mitgliedsverbände, um im höchsten beschlussfassenden DSB-Gremium über zentrale, berufsständige Fragen zu beraten. In Fachgesprächen und Arbeitsgruppen wurden in den Messehallen, in der zeitgleich zum Delegiertentag die Fachmesse interschau stattfand, aktuelle Themen, wie die Sicherung des Gewerbes sowie die Erhaltung und Förderung der Volksfeste, diskutiert und die Weichen für die berufliche Zukunft gestellt.
Zur Kundgebung liefen zunächst so viele Schausteller mit ihren Traditionsfahnen ein, dass am Ende die dekorierte Bühne kaum reichte, damit alle ihren Platz fanden. Viele Themen standen für die Schausteller bei den Reden im Mittelpunkt: die Ängste und Sorgen einer Branche, die während Corona arg gebeutelt wurde. Sie fühlen sich bei vielen Angelegenheiten von der großen Politik im Stich gelassen – auch weil sie nicht als systemrelevant eingestuft wurden.
Auf den deutschen Volksfesten wird Brauchtum gepflegt, Gemeinschaft erlebt und die Tradition volksnaher Unterhaltung aufrechterhalten. Volksfeste üben seit Jahrhunderten im Kulturgebiet Deutschlands einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft, der menschlichen Sozialisation und des Tourismus aus und stellen ein einzigartiges und außergewöhnliches Zeugnis einer jahrhundertealten Kulturtradition dar. Volksfeste sind gelebte Völkerverständigung und ein herausragendes Beispiel für Bräuche, die bedeutsame Abschnitte in der menschlichen Geschichte darstellen, meint Christian Klobuczynski (FREIE WÄHLER Kassel) der von Peter Beckmann und Roman Kallasch (Foto) aus Schwalmstadt begleitet wurde.
Konrad Ruppert, der Vorsitzende des Schaustellerverbands Kassel-Göttingen erklärte das der Stachel der Corona-Krise immer noch tief sitzt bei den Schaustellern aus ganz Deutschland, von denen rund 500 in der Halle waren. Sie sehen sich benachteiligt – nicht nur in der Coronakrise, sondern auch bei anderen Themen, etwa dem Strompreis. Als Reisende haben sie keine Möglichkeit, günstige Tarife abzuschließen. Auch das bedrückt sie. Hinzu kommen der Mangel an Mitarbeitenden und die Bürokratiehürden. Und vieles mehr. Eine Stärkung erhofft sich der Schaustellerbund durch die Forderung, Volksfeste als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen, worüber im Bundestag debattiert werden soll.
Engin Eroglu MdEP hörte sich die Sorgen der Schausteller interessiert an und unterstrich in seinem Statement die Bedeutung von Volksfesten mit ihrer Fähigkeit, Kinderlachen und Freude hervorzurufen.
„Die Volksfeste in Deutschland sind Besuchermagneten und bedeutender Wirtschaftsfaktor,“ erklärt der Europaabgeordnete Eroglu, „sie sind die Werbe-Aushängeschilder der Städte und Gemeinden. Jedes Jahr locken sie Millionen Besucher aus nah und fern in die deutschen Städte und Regionen. Davon profitieren auch der Einzelhandel, Hotels, Gaststätten, Taxibetriebe und der öffentliche Nahverkehr.“